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Die Berufswahl ist heutzutage harte Arbeit

Im Interview gibt Dorothea Böhm Tipps, wie sich Jugendliche den Weg in die berufliche Zukunft erleichtern können.

Wie findet man heraus, was man werden will?

Diplom-Psychologin Dorothea Böhm hat 1994 ihre „Junior Career Coaching“-Karriereberatung in München gegründet und 30 Jahre Erfahrung in der Wirtschaftsberatung.

Warum wissen viele junge Menschen nicht, was sie werden wollen?

Der Schulalltag ist so durchgeplant, da ist die Berufswahl oft kein Thema. Vielen jungen Menschen geht es gut, sie werden von ihren Eltern unterstützt und sehen deshalb heutzutage weniger denn je die die Notwendigkeit ein, sich um ihre berufliche Zukunft Gedanken zu machen. Dabei sollte sich jeder darüber im Klaren sein: Berufswahl ist harte Arbeit! Reflexion tut Not.

Viele gehen nach ihrem Schulabschluss erst einmal einige Zeit ins Ausland.

Es kann sinnvoll sein, ein paar Monate im Ausland Erfahrungen zu sammeln, etwa, eine Fremdsprache zu lernen oder Praktika zu machen. Ansonsten halte ich es für Zeitverschwendung, einfach mal ein Jahr auszusetzen. Wer ein Jahr in Australien verbringt, um dort bei der Ernte zu helfen, weiß danach wahrscheinlich immer noch nicht, was er später einmal machen will. Zudem wird der Wiedereinstieg in den Lernalltag mit der Zeit immer schwieriger.

Welche Tipps sollten Jugendliche noch während der Schulzeit beherzigen?

Sie sollten wesentlich wacher für ihre berufliche Zukunft durchs Leben gehen, Menschen ausfragen, die in einem für sie interessanten Beruf arbeiten, ein Praktikum machen, sich in eine Vorlesung setzen. Universitäten und Hochschulen veranstalten einen Tag der offenen Tür. Eine gründliche Recherche ist sehr wichtig, um zu wissen, was in der Ausbildung oder im Studium auf einen zukommt. In Fächern wie Medizin, Jura und Ingenieurswissenschaften empfehle ich, sich von einem Fachmann auf seine Eignung prüfen zu lassen. Wichtig ist schon hier Netzwerke aufzubauen, die man später beruflich nützen kann.
Nehmen wir an, jemand will unbedingt Medizin studieren, der Notenschnitt reicht aber nicht aus – Was raten Sie?
Geht ins Ausland, in den osteuropäischen Raum, in Ländern wie Polen und Tschechien stehen die Chancen momentan gut, einen Studienplatz zu bekommen. In Deutschland darauf zu warten kostet Nerven, Zeit, Geld und Lernfähigkeit, selbst wenn man sich etwa in der Pflege ausbilden lässt.

Wie können Eltern ihr Kind bei der Berufswahl unterstützen?

Sie sollten durch Gespräche und Unternehmungen helfen, mehr Leidenschaft bei ihren Kindern zu entwickeln. Damit meine ich nicht die Frage „Wie war es heute in der Schule?“, die mit einem „Passt schon“ abgespeist wird. Eltern sollten sich erkundigen, welcher Stoff zum Beispiel gerade in Geschichte durchgenommen wird. Interessiert sich die Tochter oder der Sohn dafür, kann man zusammen ins Museum, in eine Ausstellung gehen. Mütter und Väter haben natürlich eine Vorbildfunktion. Wer selbst nicht liest, kann seine Kinder nicht dafür begeistern, wer sich nicht über Aktuelles informiert, kann mit dem Nachwuchs nicht darüber sprechen.

Was könnten Lehrer im Hinblick auf die berufliche Zukunft ihrer Schüler tun?

Auch Lehrer sind Vorbilder, die Ratgeber sein und Interesse für unterschiedliche Berufe wecken können. Zudem können Fachleute aus Politik oder Wirtschaft eingeladen werden, die von ihrer Arbeit erzählen. Die Schüler sollten sich auf den Besuch vorbereiten, damit ein Dialog entstehen kann und sie sich nicht nur berieseln lassen. Man muss junge Menschen in die Pflicht nehmen, sie fordern und fördern.

Interview: Teresa Pancritius

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